Oberflächenbeschichtungen

Ratgeber zu Verfahren, Vorteilen und Nachteilen

Bannergrafik Oberflächenbeschichtungen - Symbolbild für: Pulverbeschichtung, Eloxierung, Lackierung, Verchromung, Verzinkung

Wenn du deine Simson in die harte Realität der Mobilität entlässt, beginnst du, dir spannende Fragen zu stellen. Wie robust sollen eigentlich meine Bauteile sein? Was passiert, wenn Wind, Wetter und Streusalz am Material nagen? Kann ich nach einem Sturz selbst ausbessern und wie sieht es eigentlich mit der Optik aus - was werden meine Freunde dazu sagen?

Viele Faktoren entscheiden sich mit dem Material "unter der Haube". Doch jedes Material benötigt einen würdigen Abschluss, eine Schutzhülle. Hier kommen verschiedene Oberflächenbeschichtungen ins Spiel. Sie alle sehen optisch unterschiedlich aus, sind unterschiedlich elektrisch leitfähig und haben generell verschiedene Eigenschaften. Die speziellen Vorteile und Nachteile ergeben sich aus persönlicher Präferenz, oft aber auch aus dem Anwendungszweck und den damit verbundenen Umwelteinflüssen und Anforderungen des finalen Bauteils. Damit du dich in unserem Shop zurecht findest und mit den Eigenschaften etwas anfangen kannst, haben wir hier alles zum Thema zusammengetragen. Du findest hier Erklärungen zu folgenden Verfahren:

1. Pulverbeschichtung

Das Pulverbeschichten ist eine "trockene" Beschichtungstechnik, das Verfahren kommt also ohne Flüssigkeiten und Lösemittel aus. Damit das Pulver am Bauteil haftet, wird das Prinzip elektrostatischer Aufladung genutzt. Das Bauteil ist dabei negativ geladen, während die Pulverpartikel positiv geladen aus der Sprühpistole kommen. Sicher hattest du schon einmal ein lästiges Stück Folie, was einfach immer wieder magisch angezogen wurde - dieses Prinzip wirkt hier, sodass die Pulverteilchen automatisch am Bauteil haften bleiben. Durch geübte Pulverbeschichter können auch mehrfarbige Designs und Muster umgesetzt werden. Zudem ist jederzeit durch Wegwischen oder per Druckluft eine Korrektur möglich. Ist das Pulver wie gewünscht aufgebracht, wird das Bauteil unter hoher Temperatur "gebacken", wodurch das Pulver zu einer gleichmäßigen und sehr widerstandsfähigen Schicht aushärtet. Da die Pulverschicht verhältnismäßig dick ist, eignet sich das Verfahren vor allem für Anwendungsbereiche, wo es auf Langlebigkeit und Robustheit und weniger auf Passgenauigkeit ankommt.

Vorteile der Pulverbeschichtung

  • Sehr gleichmäßige, pflegeleichte Schicht
  • Sehr robust, widerstandsfähig, reduzierte Gefahr von Abplatzen bzw. Abblättern
  • Bessere Kantendeckung -> Korrosionsschutz
  • Hohe Beständigkeit gegen Temperatur und Chemikalien
  • Kostengünstiges Verfahren
  • Umweltschonendes Verfahren (keine Lösemittel)
  • Keine Gefahr von Lacknasen
  • Sofort nach Einbrennen & Abkühlen verwendbar

Nachteile der Pulverbeschichtung

  • Material muss elektrisch leitfähig & hitzebeständig sein
  • Untergrund muss 1A sein, ohne gespachelte Stellen
  • Effektlack und Farbverläufe schwierig umsetzbar
  • Auftragendes Verfahren: Durch die dicke Schicht nicht einsetzbar, wenn Passgenauigkeit eine Rolle spielt

Typische Anwendungsbereiche für pulverbeschichtete Simson-Teile

  • Rahmen und Fahrwerk
  • Außenliegende, nicht passgenaue Anbauteile
  • Felgen
  • Karosserie

2. Eloxierung

Das Eloxieren - in der Simson Szene auch umgangssprachlich einfach "Elox" genannt - ist ein Spezialverfahren ausschließlich für Aluminium-Oberflächen. Der besondere Vorteil ist, dass weder Material abgetragen, noch aufgetragen wird. Es lassen sich also optisch veränderte Bauteile erzeugen, die nach der Anwendung aber noch immer die exakt gleichen Abmessungen besitzen. Dieses Verfahren erfreut sich somit entsprechender Beliebtheit bei allen Bauteilen, wo es um Passgenauigkeit geht und man es sich nicht erlauben kann, durch Reibung abgeplatzten Lack im System vorzufinden oder durch Lackschichten eingeschränkte Funktionen in kauf zu nehmen. Aber auch optische Gründe sprechen für das Verfahren, denn eloxierte Teile haben einen unverkennbaren, einzigartigen Glanz in der gewünschten Farbe.

Vorteile der Eloxierung

  • Keine Veränderung der Materialabmessungen -> perfekte Passgenauigkeit des Bauteils
  • Einzigartige, metallische Optik
  • Sofortige Nutzung nach Anwendung
  • Guter Korrosionsschutz
  • Härtung der Oberfläche
  • Lasergravur möglich

Nachteile der Eloxierung

  • Nur für (bestimmtes) Aluminium
  • Harte, aber dünne Schicht -> generell widerstandsfähig, aber anfällig gegen harte Krafteinwirkung
  • Sehr aufwändiges, Profiwissen und Ausrüstung erforderndes Verfahren
  • Stark eingeschränkte Möglichkeit für Spezialeffekte oder Muster
  • Gefahr für Umwelt & Gesundheit durch Chemikalien bei der Herstellung
  • Relativ teuer

Typische Anwendungsbereiche für eloxierte Simson-Teile

  • Farbige Schrauben und Muttern
  • Farbige Motorenteile, z.B. Druckplatte & Dichtkappe, Premium-Vergaser
  • Farbige Bremshebel & Schalthebel
  • Sonstige farbige Funktionsteile, z.B. Gabelbrücke, Distanzstück "Knochen", Lenkerklemmung
  • Sogenannte Fame Parts - Kleinteile und Anbauteile mit primär optischem Nutzen

3. Lackierung

Die Lackierung ist der Klassiker unter den Oberflächenbeschichtungen. Es handelt sich dabei um ein nasses Verfahren, das heißt es wird Lack aufgetragen, der mit Lösemittel versetzt ist. Die Lösemittel entweichen nach dem Auftragen und der Lack härtet aus. Üblich ist eine Grundierung und ein Filler zum Ausgleichen von Unebenheiten. Anschließend folgt der eigentliche, farbgebende Lack und noch ein Decklack, z.B. Klarlack, der als Abschluss nicht nur optische Aspekte wie Glanz erzeugt, sondern auch einen Schutz darstellt. Da Nasslack quasi überall aufgebracht werden kann und das Bauteil weder elektrisch leitfähig noch temperaturbeständig sein muss, kann theoretisch jedes Objekt und jedes Material lackiert werden. Allerdings hängt dies natürlich stark davon ab, ob der Lack geeignet ist und entsprechend haften kann. Es gibt eine große Vielzahl an Verfahren zur Lackierung, am einfachsten und gebräuchlichsten ist das Sprühverfahren. Von Sprühdosen aus dem Baumarkt bis hin zu professionellen Lackiereinrichtungen ist hier alles vertreten.

Vorteile der Lackierung

  • Größte optische Individualität (Effektlack, Farben, Muster)
  • Über gespachtelten Stellen auftragbar
  • Kaltverfahren -> sehr viele Materialien lackierbar
  • Reparatur beschädigter Stellen gut umsetzbar
  • Mit etwas Übung durch Laien umsetzbar

Nachteile der Lackierung

  • Freisetzung von Lösemitteln -> Umweltbelastung / Atemschutz
  • Lange Wartezeit bis zur Trocknung
  • Teurer als Pulverbeschichten
  • Erfordert besondere Sorgfalt beim Auftragen
  • Bildung von Nasen und Schlieren möglich
  • Auftragendes Verfahren: Nicht geeignet für Funktionsteile mit Passgenauigkeit
  • Sehr anfällig gegen chemische Einwirkung (Tierkot + Sonne)
  • Nur bedingt widerstandsfähig gegen Krafteinwirkung (z.B. Steinschlag)

Typische Anwendungsbereiche für lackierte Simson-Teile

  • Karosserie / Blechverkleidung
  • Rahmenteile (wenn Pulverbeschichtung unerwünscht)

4. Verzinkung

Bei der Verzinkung handelt es sich um ein auftragendes Verfahren zum Korrosionsschutz von metallischen Oberflächen, überwiegend Stahl, selten auch andere Metalle. Dabei wird auf das Grundmaterial eine relativ dünne Schicht aus reinem Zink aufgebracht, was zur typisch metallischen, eher rauhen Oberfläche führt. Es stehen diverse Verfahren zur Auswahl, die jeweils zu unterschiedlichen Schichtdicken, Legierungen an der Verbindungsschicht und Eigenschaften führen. Die Verzinkung bietet nicht nur passiven Korrosionsschutz, sondern wirkt auch aktiv. Kleinere Fehlstellen oder beschädigte Stellen ohne Verzinkung werden also ebenfalls geschützt (kathodische Wirkung, Prinzip Opferanode) - allerdings auf Kosten erhöhter Korrosion der Zinkschicht selbst.

Vorteile der Verzinkung

  • Hohe Belastbarkeit der Zinkschicht
  • Sehr hohe Langlebigkeit
  • Beständig gegen Temperatur und Chemikalien
  • Wirkt auch an Falzen, in Hohlräumen, an Schnittkanten und beschädigten Stellen
  • Teilweise kombinierbar mit weiterem Korrosionsschutz über der Zinkschicht
  • Relativ geringe Umweltbelastung
  • Recyclebar

Nachteile der Verzinkung

  • Auftragendes Verfahren - nicht geeignet, wenn absolute Passgenauigkeit gefordert ist
  • Erfordert spezielle Ausrüstung (Verzinkerei)
  • Gefahren bei der Anwendung, z.B. hohe Temperaturen, Chemikalien
  • Teuer in der Anschaffung (wird aber durch Langlebigkeit relativiert)

Typische Anwendungsbereiche für verzinkte Simson-Teile

  • Rohe Rahmen- und Verstärkungsteile, die nach dem Schweißen eine zusätzliche Beschichtung erhalten (meist Pulverbeschichtung)
  • Umwelteinflüssen ausgesetzte und stark beanspruchte Funktionsteile wie Achsen und Kettenräder
  • Werkzeuge
  • Schrauben, Bolzen, Muttern

5. Verchromung

Die Verchromung ist ein überwiegend elektrochemisches Verfahren, man spricht auch von Galvanisierung. Nur selten werden auch andere, speziellere Verfahren genutzt. Das Bauteil hängt dabei in einem elektrolytischen Bad. Unter Anlage elektrischen Stroms - sehr vereinfacht gesagt - schlägt sich die gewünschte Metallschicht dabei auf dem Werkstück nieder, in diesem Fall das Metall Chrom. Maßgeblich für Optik und Eigenschaften der finalen Oberfläche ist dabei auch die vorliegende Oberfläche vor der Verchromung. Verbreitet ist eine relativ dicke Nickelschicht, die entweder zu einem matten oder glänzenden Ergebnis führt. Generell sind folgende Metalle üblich und geeignet für Chromüberzug: Stahl, Edelstahl, Eisen, Messing, Kupfer.

Vorteile der Verchromung

  • Edle Glanzoptik (je nach Verchromung)
  • Pflegeleichte Oberfläche - sehr glatt
  • Guter Korrosionsschutz
  • Relativ widerstandsfähig gegen Krafteinwirkung
  • Temperaturbeständig, gute Beständigkeit gegen Chemikalien
  • Hohe Anforderungen an das Grundmaterial: Muss entfettet und gereinigt werden, muss absolut tadellos vorbereitet werden

Nachteile der Verchromung

  • Gefährliches und umweltbelastendes Verfahren (an Alternativen wird geforscht)
  • Nur mit Spezialausrüstung umsetzbar, hoher Aufwand
  • Neigt zu Rissen (Kann in bestimmten Fällen aber auch gewollt sein, dadurch haftet Öl besser in den Rissen)
  • Schwierige Ausbesserung von Reparaturstellen
  • Ist die Schicht beschädigt, rostet das darunter liegende Material schnell und es kommt zum Abblättern weiterer Areale

Typische Anwendungsbereiche für verchromte Simson-Teile

  • Fahrwerksteile: Felgen, Speichen
  • Abgassystem: Auspuff, Krümmer, Schellen
  • Funktionsteile: Lenker, Stoßdämpfer, Tankdeckel, Streben, Stangen, Hebel, Gepäckträger, Hupe
  • Gehäuse & Akzentteile wie z.B. Zierleisten, Armaturen, Scheinwerferringe, Gehäuserahmen

6. Folierung

Die Folierung ist kein per se neues Verfahren, allerdings fand es erst in den letzten Jahrzehnten mehr Anerkennung und Bedeutung in der breiten Masse. In der industriellen Fertigung spielt es keine Rolle, da es keine dauerhafte Verbindung mit dem Material eingeht und die mechanischen Eigenschaften nicht verbessert. Es soll an dieser Stelle aber dennoch nicht unerwähnt bleiben. Die Folierung ist ein erlernbares, komplikationsarmes und reversibles Verfahren. Dabei wird auf eine bestehende Oberfläche eine Folie  aus Kunststoff aufgebracht, die jederzeit wieder entfernt oder ausgetauscht werden kann.

Vorteile der Folierung

  • Vollfolierung oder Teilfolierung möglich
  • Kann selbst erlernt werden
  • Folie kann wieder entfernt werden, originale Oberfläche bleibt erhalten
  • Viel Kreativität möglich - Farbe und Glanz der Folie frei wählbar, komplexe Formen können gestaltet werden, fertige Folien mit gedruckten Motiven und Mustern verfügbar
  • Günstig
  • Gefahrloses Aufbringen, keine Schutzmaßnahmen nötig
  • Sofortige Verfügbarkeit und sehr kurze Wartezeit

Nachteile der Folierung

  • Empfindlich gegen Chemikalien & Sonneneinstrahlung
  • Beschädigungen und Risse können sich durch Fahrtwind vergrößern
  • Perfektes Ergebnis erfordert viel Übung oder einen Experten - Blasenbildung und Risse bei ungeübter Anwendung
  • Nur bedingt hitzebeständig
  • Nicht geeignet für mechanisch beanspruchte Bauteile, die Folie dient ausschließlich einem grundlegenden Schutz sowie der Optik

Typische Anwendungsbereiche für folierte Simson-Teile

  • Karosserieteile (Tank, Seitendeckel, Schutzbleche, Verkleidungen)
  • Rennsport & Show & Shine Events (gedruckte Folien mit Designs, Fahrernummer, Werbung, Sponsoren)